Walbro Vergaser Wartung

Praktisch kein Hobby-Benzinmotor kommt heute ohne einen Walbro-Vergaser aus. Und obwohl es total viele verschiedene Modelle gibt, ist die Basiskonstruktion – und Funktion die Gleiche oder zumindest sehr ähnlich. Den Vergaser sauber und in Ordnung zu halten ist vermutlich eine der wichtigsten Punkte, um einen prima laufenden Motor zu gewährleisten. Es ist kein großes Geheimnis, den Vergaser in Schuss zu halten. Am einfachsten geht das mit ein paar simplen Regeln: Halte Deinen Arbeitsplatz sauber, sei vorsichtig und nicht hektisch. Bei modifizierten Motoren hat sich der Walbro WT 257 als der Standard-Vergaser herausgestellt. Und aus diesem Grund will ich auch den 257 in diesem Artikel vorstellen. Die Wartungsarbeiten am 644 oder auch am 167 oder anderen Walbro Vergasern sind aber sehr ähnlich bzw. oft sogar identisch. 

So, nun zur Wartung und Pflege Deines Vergasers Ist der Vergaser verschmutzt, dann solltest Du ihn reinigen, bevor Du ihn auseinander nimmst. Pressluft und Bremsenreiniger oder Methanol eignen sich sehr gut dafür. Wenn ich in diesem Artikel davon spreche, Pressluft zu verwenden, dann sollte man das immer sehr vorsichtig tun. Niemals direkt in die Öffnungen mit hohem Druck reinpusten, das ist nicht erforderlich. Ebenfalls sehr wichtig: Wenn man den Vergaser auseinander nimmt, sollte man einen Reparatursatz zur Hand haben. Auch wenn Du glaubst, Du kannst den Vergaser mit den alten Teilen zusammen bauen, besteht dennoch die Möglichkeit, eine Dichtung oder Membran zu beschädigen. Es ist durchaus möglich, dass man ansonsten später trotz Wartung eine schlechtere Funktion feststellt. Deswegen sollte man den Vergaser lieber direkt vernünftig und mit neuen Membranen montieren. Wir fangen damit an, die Pumpenseite des Vergasers zu öffnen. Das ist die Seite, wo die Abdeckplatte nur mit einer großen Schraube festgeschraubt ist. Drehe die Schraube raus und entferne die Abdeckplatte. Darunter liegen eine Dichtung und die Pumpe. Die beiden Teile sind miteinander zu einem Stück verpresst. Im Reparatursatz liegen sie aber einzeln bei. Stell sicher, dass sie sauber und frei von irgendwelchen Ablagerungen sind. Außerdem ist es sehr wichtig, dass die beiden kleinen „Lappen“ perfekt am Vergasergehäuse anliegen, denn dies sind die eigentlichen Steuerventile der Pumpe. Wenn die auch nur ansatzweise abgenutzt oder kaputt aussehen, sollten sie auf jedem Fall ersetzt werden. Das Vergasergehäuse kann dann mit Methanol (oder Bremsenreiniger) und Pressluft gereinigt werden. Mit der demontierten Pumpenmembran hat man Zugang zu dem kleinen internen Spritfilter. Man kann das Filtersieb mit einer Nadel oder kleinen Schraubendreher leicht heraus nehmen. Das kleine Metallsieb kann mit Druckluft und/oder Bremsenreiniger gereinigt werden. Einige Modellbauer ersetzen dieses Sieb regelmäßig. Andere entfernen es komplett, obwohl das nicht immer eine gute Lösung ist. Persönlich entferne ich diese Filtersiebe auch und verwende lieber einen guten Spritfilter in der Zuleitung knapp vor dem Vergaser. Es ist deutlich leichter, einen externen Filter zu beobachten und unter Umständen auszutauschen, als den Vergaser zu öffnen. Aber das ist eine Sache der persönlichen Vorliebe.Noch mal, reinige alles gründlich, schau Dir auch die Unterseite der Abdeckplatte an. Hier siehst Du eine „Versteifungsrippe” entlang der Kante. Diese wird für eine gute Abdichtung benötigt und sollte nicht beschädigt sein. Kommen wir zu der Sprit-Zufluss-Seite des Vergasers … Auf dieser Seite wird die Abdeckplatte mit 4 Schrauben befestigt. Das kann eine einfache Platte sein oder aber mit einer integrierten Ansaugpumpe (Gummiblase) wie in dem Bild darunter. Die Entlüftungsöffnung darf nicht verstopft sein, da die Steuerungsmembran darunter den Luftdruck als Referenzgröße an der Oberseite benötigt. Nach dem vorsichtigen Entfernen der Abdeckplatte hat man Zugang zu der Steuermembrane und der Dichtung. Die Membrane und Dichtung sollte man auf Verschleisserscheinungen hin untersuchen. Es ist schwer zu erklären, wie man Verschleiss an der Membrane feststellen kann, aber wenn sie ausgeleiert ist, dann leidet die Funktionstüchtigkeit des Vergasers darunter. Am Besten ist, man vergleicht die alte Membran mit einer Neuen. Wenn die alte Membran deutlich weicher wirkt als eine Neue, dann sollte man sie austauschen. Die kleine Metallverstärkungsplatte an der Membrane hat in der Mitte eine kleine Nase, welche auf den Ansteuerungshebel des Nadelventils drückt. Dieses Ventil steuert den Spritzufluss im Vergaser und ist einer der wichtigsten Teile im Vergaser. Das komplette Ventil besteht aus der Ventilnadel, Ansteuerhebel, Feder und Lagerbolzen. Um das Ventil zur Kontrolle auszubauen muss nur die kleine Schraube entfernt werden, die den Bolzen festhält. Aber Vorsicht! Beim Ausbau kann sehr leicht die kleine Feder heraus springen! Und wieder gilt: reinige alles gründlich. Die Spitze der Ventilnadel ist aus weichem Gummi und sollte auf Anzeichen von Abnutzung hin untersucht werden, wenn notwendig, ersetzen. Zum Reinigen des Ventilsitzes empfiehlt sich die Verwendung eines Wattestäbchens. Der goldfarbene Deckel ist ein Abdeckstopfen. Darunter befindet sich ein feines Sieb, auch Kapillarsieb genannt. Dies ist das feine Kontrollventil, welches im 257 zum Einsatz kommt. Das Entfernen des goldfarbenen Stopfens ist nicht ganz einfach. Dies kann man mit einem Spezialwerkzeug machen oder mit einer simplen M4- Schraube. Dazu wird das Werkzeug in den Stopfen gedreht und dann gerade nach oben herausgezogen. Wenn man den Stopfen herausgezogen hat, sieht man einen kleinen Sicherungsring, der das Sieb in Position hält. Nach Entfernen des Sicherungsrings kann man das Sieb vorsichtig entfernen und den Kanal reinigen. In einigen Reparatursätzen kommen diese Teile als Ersatz mit, aber bis auf den Fall, dass hier irgendetwas nicht in Ordnung ist, empfehle ich hier alles so zu belassen wie es ist, denn man kann hier schnell etwas falsch machen! Wenn man es genau betrachtet, sieht man neben dem goldfarbenen Stopfen eine kleine Bohrung. Wenn man den Hauptdüsennadelkanal durchpusten möchte ohne den goldfarbenen Stopfen zu entfernen, dann kann man hier ein Stück Silikonschlauch draufpressen und vorsichtig durchpusten. Man sollte dann die Luft aus der Hauptdüsennadel austreten hören. Ich rate dringend davon ab, hierfür Pressluft zu verwenden, da man damit das feine Sieb vor der Düse zerstören kann. Wenn man ich dafür entscheidet, das Kapillarsieb zu reinigen, dann sollte man beim Wiedereinbau des Stopfens diesen nicht zu weit eindrücken, da man sonst die Zuleitungsbohrung für den Sprit versperrt. Stelle sicher, dass Du Dir den richtigen Sitz des Stopfens merkst, BEVOR Du ihn ausbaust, damit Du hinterher noch weißt, wie weit man ihn reindrücken muss. Der silberfarbene Stopfen in dem Vergaser ist der „welch plug“. Unter diesem Stopfen befinden sich die Leerlauf-Kanäle. Diesen Stopfen kann man mit dem Walbro-Werkzeug 500-16 oder einem sehr scharfen kleinen Schraubendreher entfernen. Das Werkzeug muss in einem flachen Winkel zum Stopfen gehalten und SEHR vorsichtig dagegen gedrückt werden. Dann kann man den Stopfen aufhebeln. Hält man das Werkzeug nicht in einem Flachen Winkel, können die Kanäle unter dem Stopfen beschädigt werden. Zum reinigen kann man Bremsenreiniger und Pressluft mit einem niedrigen Druck nehmen. Beschädigungen an den Nadeln sind normalerweise ein Ergebnis von Überdrehen. Wenn man die Nadeln zur Neujustage komplett reindreht, sollte man sie sehr vorsichtig bis zum Anschlag reindrehen und nicht zu feste, um Beschädigungen zu vermeiden. Die nadeln können ersetzt werden aber die Nadelsitze nicht und sind die kaputt ist der gesamte Vergaser hinüber. Achtung: die High- und Low-Nadeln haben verschiedene Gewindesteigungen, so kann man sie unmöglich gegeneinander austauschen, ausser man dreht sie mit Gewalt wieder rein. Eine andere Sache, die ich gerne prüfe, ist die kleine Schraube, mit der die Drosselklappe auf der Achse befestigt ist. Wenn diese Schraube sich jemals bei Vollgas löst (das ist bei einigen Vergasern schon vorgekommen), wirst du um eine größere Motorenreparatur nicht vorbei kommen. Wie man an der Schraube erkennen kann, ist die Spitze aufgespreizt um sie gegen Verlust zu sichern. In den meisten Fällen funktioniert das ja auch, aber ich prüfe doch jedes Mal, ob sie auch wirklich halten. Bei einigen Vergasern, wo die Schraube sich zu leicht bewegen liess, habe ich sie heraus gedreht und mit hochfester Schraubensicherung wieder eingesetzt und zusätzlich die Spitze wieder aufgespreizt. Zusammenbau Wenn du dann sicher bist, alles gründlich gereinigt und kontrolliert zu haben, kannst Du damit anfangen, alles wieder zusammen zu bauen. Zum Einbau des silbernen Stopfens sollte man das Walbro Werkzeug 500-15 oder etwas Ähnliches benutzen. Lege den Stopfen in die richtige Position, trage etwas Nagellack an de Kante auf und drücke es mit dem Werkzeug flach rein, so dass es nicht mit der Steuerungsmembrane in Kontakt kommen kann. Den goldfarbenen Stopfen darf man beim Einsetzen nicht zu weit reindrücken, da er sonst den Durchfluss von der High-Nadel einschränkt. Er sollte gerade so weit reingedrückt werden, dass seine Oberkante bündig mit dem Boden der Steuerkammer abschliesst. Wenn man das Nadelventil wieder einsetzt, sollte man die Steuerhebel-Justage prüfen. Von Walbro gibt es dafür eine Einstelllehre (Teilenummer: 500-13). Man bekommt aber auch eine wirklich gute Einstellung hin, in dem man einfach einen flachen Schraubendreher oder ein Lineal über die schmalen Kanten und die Spitze des Hebelarms legt. Die Spitze des Hebels sollte dann gerade eben den Schraubendreher berühren Zur Erinnerung: Auf der Steuerseite des Vergasers kommt zuerst die Dichtung und dann die Steuermembrane (die Metallplatte an der Membrane zeigt zum Vergaser hin) und zum Schluss die Abdeckplatte mit den vier Befestigungsschrauben. Auf der Pumpenseite ist es zuerst die Pumpenmembran und dann die Dichtung und zum Schluss der Deckel mit der zentralen Befestigungsschraube. Das ist absolut wichtig, bei falscher Reihenfolge arbeitet der Vergaser nicht mehr richtig. Beim Installieren der Düsennadeln dürfen diese nicht zu weit eingedreht werden. Es ist auch eine gute Idee, über die Enden der Nadeln jeweils ein Stück Spritschlauch zu ziehen, damit sie sich nicht losrütteln können. Sie können als zusätzliche Sicherung noch mit einem Strapsband leicht gegeneinander gezogen werden. Die Generalüberholung unseres Walbro-Vergasers ist damit abgeschlossen! Hoffentlich kommen diese Informationen vielen Modellbauern gelegen, und machen es so möglich, auch ungeliebte Arbeiten selbst durchzuführen.