Grundlegendes zur Funktion
Elektromotoren mit Bürsten erfreuen sich bei RC-Cars noch immer großer Beliebtheit. Diese Motorenbauart bietet auf Grund des einfachen Aufbaus und der geringen Anforderungen an den Regler einen kostengünstigen Einstieg in die Welt des Tuning. 511 Motor k Physikalische Grundlagen Aufbau eines Gleichstrommotors mit Bürsten Wie wird ein Motor betrieben? Die notwendigen Komponenten im RC-Modell Motorenbaugröße Anzahl der Wicklungen - Turns Technische Daten: Wie kann ich 2 Motoren vergleichen? Timing: Was ist das? Warum? Den Motor entstören: Warum? Wie? Wartung: Was muss man machen? Was kann man machen? Gute Tuningmotoren für den Einstieg - Kaufempfehlungen Physikalische Grundlagen 511 Physik k Ein klein wenig Physik vorab: Wird ein Leiter innerhalb eines Magnetfeldes von einem Strom durchflossen, so ergibt sich eine Kraftwirkung auf den Leiter. Jeder stromdurchflossene Leiter ist von einem Magnetfeld umgeben. Wird dieser Leiter in ein zweites Magnetfeld gebracht so überlagern sich die Magnetlinien. Dadurch wird auf den Leiter eine mechanische Kraft ausgeübt. Nett, das heißt das in normalen Worten: Jeder von uns kennt Magnetismus, z.B. die kleinen (Dauer-)Magneten die man zum Befestigen von Postern, Briefen und Fotos verwendet. Magnetismus tritt aber nicht nur bei "Dauermagneten" auf, sondern bei auch jedes Kabel ("Leiter") bildet sein eigenes Magnetfeld aus, wenn es von Strom durchflossen wird. Treffen sich nun das Magnetfeld eines Dauermagneten und das Magnetfeld eines Leiters, so wird eine Kraft erzeugt. Das veränderte Gesamtmagnetfeld versucht also den Leiter zu schieben. Dies passiert mit umso mehr Kraft, je stärker das Magnetfeld des Dauermagneten ist (je stärker sein magnetischer Fluss ist) stärker das Magnetfeld des Leiters ist. Der magnetische Fluss ist dabei wieder von der Stromstärke abhängig (mit der der Leiter durchflossen) wird. Je mehr Strom also durch den Leiter fließt, desto stärker die Kraft. Der oben beschriebene Zusammenhang heißt Motorprinzip. Die Sache geht allerdings auch umgekehrt, man nennt es das Generatorprinzip: Wird ein Leiter durch ein Magnetfeld bewegt, so wird im Leiter eine Spannung induziert. Ob ein Motor ein Motor ist (... oder ein Generator ...) hängt primär von seiner Verwendung ab, nicht von seinem Aufbau. Man kann also jeden herkömmlichen Gleichstrommotor auch zur Stromerzeugung verwenden! Aufbau eines Gleichstrommotors mit Bürsten 511 Motor01 k Die Frage ist nun, wie man auf Basis des physikalischen Grundprinzips einen Motor aufbaut... Auf Grund der (stromdurchflossenen) Wicklungen wird der (drehbare) Anker magnetisiert und eine Kraft zwischen Anker und den Dauermagneten im Gehäuse erzeugt. Dieser Aufbau würde alleine jedoch noch nicht reichen. Spätestens nach 180° wäre mit der Drehbewegung Schluss: Zu einem bestimmten Zeitpunkt muss das Magnetfeld des Ankers "umgedreht werden". Dazu muss aber auch die Stromrichtung in den Wicklungen umgedreht werden. Dazu dient der Kommutator bzw. Kollektor. Der Kollektor (= Kommutator oder Stromwender) ist im Wesentlichen eine geteilte Scheibe, die über die Bürsten (= Kohlen, engl. Brushes, leitende Plättchen) mit Strom versorgt wird. Wird der Kollektor um 180° gedreht, dreht sich die Stromrichtung in den Wicklungen des Ankers um. Mit der Änderung der Stromrichtung dreht sich auch der magnetische Fluss des Ankers um. Der Rotor kann damit seine gesamte Drehbewegun 511 Motor02 k g um 360° ausführen. Die Drehrichtung des Motors ergibt sich auf Grund der Polarität (der an den Bürsten) angelegten Spannung: Dreht man die Spannung um, dreht sich auch der Drehsinn des Motors um. Ein normaler Gleichstrommotor hat also keine besondere "Polung". Wirklich wichtig wird der Drehsinn (und die Polung) erst dann wenn der Motor "getimt Die Bilder stammen vom Motorenhersteller Mabuchi (einer der Hersteller der "Silberbüchse", die vielen RC-Modellen beigelegt ist). Die Firma Mabuchi hat auf ihrer Homepage ein tolles Filmchen, wo diese Dinge "animiert" erklärt werden. Allerdings in Englisch. Wie wird ein Motor betrieben? Was muss man jetzt machen, um einen Gleichstrommotor in Gang zu setzen? Eigentlich recht einfach: Mit Spannung an den Bürsten versorgen... ELEKTRISCHER TEIL Die Spannung U (in der Einheit Volt, V) ist, vereinfacht gesagt, ein elektrischer Potentialunterschied. Die Stromstärke I (in der Einheit Ampere, A) gibt an, wie viel Elektrizitätsmenge in einer bestimmten Zeit fließt. Die Erklärung hilft nicht wirklich, oder??? Man kann es sich vielleicht besser so vorstellen: Auf dem Dach eines Hauses steht ein Wasserbecken. Vom Becken (oben) führt eine Rohrleitung nach unten. Sagen wir in ein zweites Becken (unten). Die Spannung gibt nun an, wie groß der Höhenunterschied zwischen den Becken ist. Die Stromstärke gibt an, wie viel Wasser (pro Zeit) durch das Rohr fließen wird. Der Wasservergleich stimmt zwar nicht zu 100%, soll uns aber reichen. MECHANISCHER TEIL Die Drehzahl n gibt an, wie viele komplette Umdrehungen unser Motor in einer bestimmten Zeit durchführt. Die Drehzahl ist also ein Maß für die Geschwindigkeit. In der Regel wird die Drehzahl als Umdrehungen pro Minute (U/min) angegeben. Englisch: Revolutions per minute oder rpm. 1 U/min = 1 rpm (nur statt in Deutschland halt' in England) Das Drehmoment T gibt an wie viel Kraft in der Drehbewegung steckt. Das Drehmoment ist das Produkt aus Kraft (in der Einheit Newton, N) und Hebelarm (als Abstand in der Einheit Meter, m). Wichtig ist nun für unseren Motor: Je höher die an den Motor angelegte Spannung U, desto schneller die Drehzahl n. Je höher die Drehmomentenbelastung T des Motors, desto höher ist die Stromstärke I. Die Sache sieht bei einem Autorennen so aus: Wir stehen mit unserem RC-Auto an der Startlinie eines wichtigen Rennens. Am Motor liegt keine Spannung an. Es wird also keine Drehbewegung ausgelöst. Wir stehen ja. Wenn das "grüne Licht" kommt, geben wir an der Funke Vollgas: Es wird Spannung an den Motor angelegt, Drehzahl (und damit Geschwindigkeit) erzeugt. Da unser Auto aber eben noch gestanden ist, benötigen wir sehr viel Stromstärke um Drehmoment aus dem Motor zu holen. Das Drehmoment ist also zum Beschleunigen erforderlich. Auf der langen Geraden haben wir mittlerweile unsere Top-Speed erreicht. Da wir nicht mehr Beschleunigen (das Auto wird nicht mehr schneller, wir haben Top-Speed), wird etwas weniger Stromstärke benötigt. Der Motor braucht das Drehmoment (und damit die Stromstärke) nur mehr, um die Reibung (im Getriebe und an den Rädern) sowie den Luftwiderstand zu überwinden. Nach einem Fahrfehler brauchen wir den Retourgang. Also einfach (+) und (-) an den Motorklemmen vertauschen. Der Fahrtenregler erledigt das für uns ^^ Wir möchten nun vor der nächsten Kurve bremsen: Dazu werden die Anschlüsse des Motors kurz geschlossen. Der Motor wird damit quasi zu einem Generator. Die notwendigen Komponenten im RC-Modell Werfen wir einen kurzen Blick auf die im Auto beteiligten Komponenten: Der Akku liefert uns die elektrische Energie. Er stellt eine fixe Spannung (z.B. 7,2V) zur Verfügung. Je nach Bedarf liefert er auch die benötigte Stromstärke. Speziell bei der Stromstärke hat jeder Akku sein "persönliches Limit", dass er ohne Schaden liefern kann. Der Fahrtenregler ist der kleine Helfer, der die Spannung aus dem Akku dosiert. Der Begriff Fahrtenregler ist eigentlich sehr unglücklich: Weil er wohl streng genommen kein Regler ist (und schon gar nicht für die Fahrgeschwindigkeit). Besser wäre wohl der Begriff "Spannungs-Steller". Das ist es nämlich, was er tut: Er verändert die Spannung so, dass der Motor mit unterschiedlicher Spannung (und damit Drehzahl) betrieben wird. Natürlich kann der Fahrti nicht mehr Spannung weitergeben, als er vom Akku bekommt. Der Motor wechselt nun elektrische Energie in mechanische Energie um: Auf Grund der (vom Fahrti dosierten) angelegten Spannung wird eine Fahrzeugbewegung ausgelöst. In der Regel muss dazu Drehmoment erzeugt werden. Dazu benötigt der Motor Strom(-stärke) welche aus dem Akku angefordert wird. Das Getriebe verändert Drehmoment und Drehzahl. Der Motor hat eigentlich fürs Auto zu wenig Drehmoment (aber dafür zu viel Drehzahl). Das Getriebe wechselt also quasi "Drehzahl" auf "Drehmoment" um. Die Sache kann beispielsweise an folgenden Punkten schief laufen: Akku zu schwach: Der Motor fordert für seine "geplante Aufgabe" beispielsweise 50 Ampere ein. Der Akku kann aber nur 30 Ampere liefern: Der Motor kann dann seine eigentliche Leistung nicht ausschöpfen (und beispielsweise beschleunigt das Auto dann langsamer, als es der Motor könnte). Fahrtenregler zu schwach: Motor fordert 50 Ampere. Akku kann 50 Ampere liefern. Fahrtenregler kann aber nur 30 Ampere "verkraften": Der Fahrti erwärmt sich stark und löst sich anschließend in Rauch auf. Motor zu schwach bzw. schlechte Getriebeübersetzung: Der Motor muss in diesem Fall permanent mehr Drehmoment liefern als er eigentlich sollte bzw. könnte. Dies führt zu hoher Stromstärke in den Wicklungen. Diese Stromstärke äußert sich wieder als Wärme. Ergebnis: Motor wird heiß und löst sich anschließend in Rauch auf. Motorenbaugröße 511 Baugroesse k Gleichstrommotoren werden nicht nur bei RC-Modellen verwendet, sondern kommen auch in vielen anderen Geräten zum Einsatz. Aus diesem Grund gibt es eine Vielzahl verschiedener Motorbaugrößen. Wurden bei RC-Car-Modellen der „ersten Stunde“ häufig noch 380iger Motoren verwendet, so wurden (vor allem im Bereich 1:10) sehr bald Motoren der Größe 540 zum Standard. Die Angabe 380, 540 oder 600 ist im Wesentlichen ein Richtwert für die Länge des Motorgehäuses – was jedoch leider nicht immer stimmt. Will man die Baugröße in seinem Modell wechseln ist Vorsicht geboten, da sich auch Wellendurchmesser, Gehäusedurchmesser (inkl. Bohrbild der Motorbefestigung) ändern können (Beispiel 380 - 540). Die Grafik zeigt die Abmessungen eines Mabuchi RS-380SH und eines RS-540SH im Vergleich (Quelle Mabuchi). Anzahl der Wicklungen - Turns Tuningmotor 17x2 Turns heißt??? Es bedeutet, dass jeweils 2 Drähte 17 mal um den Anker gewickelt wurden. Toll. Und was bedeutet das für mich bei der Motorenauswahl? Üblicherweise ist es so, dass ein Motor mit wenigen Turns eine höhere Leerlaufdrehzahl hat. Geringe Turns kennzeichnen leistungsstarke Motoren mit hohem Stromverbrauch, jedoch geringem Drehmoment. Grob kann man sagen, dass ein Motor mit 27 Turns eher gut zu einem schweren Auto oder zu einem Buggy/Monstertruck im Gelände passt. ein Motor mit 5 Turns eher gut zu einem leichten Onroad-Flitzer passt. Wichtig: Je weniger Turns der Motor hat, desto extremer wird der Wartungsaufwand und desto größer wird der Verschleiß am Kollektor und an den Kohlen bzw. Bürsten! Tendenziell wird ein Motor unter 17 Turns sehr wartungsaufwändig, wobei Ausnahmen natürlich (wie immer) die Regel bestätigen! Vorsicht: Die Angabe "17x2" könnte man mit der Hubraumangabe eines Verbrennungsmotors vergleichen: Es bezeichnet die Ausführung des Motors, sagt aber eigentlich nicht zwingend etwas darüber aus, ob der Motor gut ist oder nicht. Bei einem Verbrennungsmotor mit 2000cm³ darf man ordentliche Leistung erwarten, allerdings nur dann, wenn der Motor aus der "Neuzeit" stammt. Stammt der Motor aus dem Jahr 1920 ist zwar die Hubraumangabe sicher korrekt, aber ein Wunder an Leistung wird er nicht sein. Ähnlich ist es mit den Turns: Wenn beispielsweise die Dauermagneten eines Motors mit 17x2 Wicklungen "schwach" sind, kann ein Motor mit 23x2 durchaus mehr Leistung haben. Ähnlich wie bei dem Vergleich beim Verbrennungsmotor kommt es auf die Qualität des Gesamtpaketes an. Die Zahl der Wicklungen ist ein wichtiges Merkmal des Motors, aber nicht das Einzige!!! Und die 2te Zahl? 17 x2? Ob nun jeweils 1, 2 oder 3 Drähte um den Anker gewickelt wurden, hat in der Praxis eher keine große Auswirkung. Der Standard sind 2 Drähte. Üblicherweise wird bei sinkender Drahtzahl der einzelne Draht etwas dicker, bzw. bei steigender Drahtzahl der Draht etwas dünner. Tendenziell haben Motoren mit wenigen Drähten im unteren Drehzahlbereich mehr Drehmoment (viel Drähte -> viel Drehmoment "oben"). Für besonders Interessierte: Warum steigt mit sinkender Turnzahl die Drehzahl (und die Leistung)? Wir haben festgestellt, dass mit steigender Spannung U die Drehzahl n steigt. Eine weitere wichtige Sache ist der magnetische Fluss Phi. Es gilt: U ~ n * Phi also n ~ U / Phi (das Zeichen "~" bedeutet proportional) Phi steigt aber mit der Anzahl der Wicklungen N also gilt stark vereinfacht n ~ U / N ... Drehzahl steigt also mit sinkender Turnzahl Das Drehmoment T ist proportional der Stromstärke I und dem magnetischen Fluss: T ~ Phi * I -> T ~ N * I ... Drehmoment steigt also mit steigender Turnzahl ... salopp gesagt wird mit sinkender Turnzahl das Magnetfeld "flinker" aber weniger "kräftig". Warum bleibt in Summe die Leistung nicht konstant? Weil Phi auch von der Stromstärke selbst abhängig ist. Das lässt sich zwar mit U = R * I bei der Drehzahlgleichung irgendwie kürzen, aber bei der Drehmomentengleichung nicht... Technische Daten: Wie kann ich 2 Motoren vergleichen? Ein erster Orientierungspunkt ist ganz sicher ein Vergleich der Turns. Aber wie schon beschrieben hilft diese Angabe nur bedingt weiter. Der erste "waschechte" Orientierungspunkt sind: Leerlaufdrehzahl (in Umdrehungen pro Minute) Blockierdrehmoment auch Drehmoment im Stillstand oder maximales Drehmoment (in N*cm oder N*mm) Leider findet man fallweise beim Drehmoment auch die falsche Angabe "g/cm". Diese Einheit existiert nicht. Gemeint sind g*cm. Man muss dann die Einheiten umrechnen, zum Beispiel: 500 g*cm = 0,5 kg*cm = 5 N*cm = 50 N*mm 511 Kennlinien k Diese beiden Angaben bestimmen die mechanische Kennlinie des Motors. Was lässt sich sagen? Der blaue Motor ist ganz sicher der schwächste. Sein Blockierdrehmoment ist am geringsten, seine Leerlaufdrehzahl ist auch niedrig. Der rote Motor hat gutes Drehmoment jedoch geringe Leerlaufdrehzahl. Mögliche Zielgruppe: Schwere Autos, evtl. Geländeeinsatz. Der grüne Motor hat weniger Drehmoment aber eine hohe Leerlaufdrehzahl. Mögliche Zielgruppe: Leichte Onroader. Wenn wir annehmen, dass die dünne, schwarze Linie den Drehmomentbedarf für das "Rollen" angibt (vergessen wir kurz den mit Geschwindigkeit steigenden Luftwiderstand), dann lässt sich mit grün die größte Top-Speed erreichen. Dann kommt blau und zuletzt rot. Die Sache ist aber leider nicht ganz so einfach: Da der rote Motor über sehr viel Drehmoment verfügt, kann man ihn wohl ein wenig mehr Richtung Drehzahl übersetzen, was die Sache dann ändert... Fest steht nur, dass der grüne Motor dem blauen Motor überlegen ist. Die Kennlinien verlaufen nahezu parallel, sodass sich durch ein Getriebe die Situation zwischen den beiden Motoren nicht ändert. Ein weiterer guter Vergleichswert ist klarerweise die Leistung. Haben beispielsweise 2 Motoren die gleiche Leerlaufdrehzahl, ist der Motor mit der höheren Leistung in jedem Fall überlegen. Allerdings ist auch hier die Sache nicht ganz einfach: Welche Leistung hat der Hersteller gemeint? Die mechanische Leistung? Die elektrische Leistung? Beispiel: Motor 1 hat eine mechanische Leistung von 150 Watt. Motor 2 hat eine elektrische Leistung von 160 Watt. Mit ziemlicher Sicherheit ist Motor 1 besser. Warum? Weil man davon ausgehen kann, dass der Wirkungsgrad eines Modell-Motors nicht besser ist als 80% bis 85%. Das heißt das Motor 2 eine mechanische Leistung von weniger als 160*0,85 = 136 Watt hat. Der Wirkungsgrad des Motors gibt also an, wie effektiv elektrische Energie in mechanische Energie umgesetzt wird. Hier liegt aber auch ein Problem: Der Wirkungsgrad des Motors ist nicht konstant, er ändert sich entlang der Betriebskennlinie. Schließlich ergeben sich 4 fundamentale Probleme mit den Herstellerangaben: Die Angaben werden auf unterschiedlichen Einrichtungen geprüft. Selbst wenn der Hersteller seine Angaben seriös weitergibt, können Unterschiede entstehen. Bei allen Angaben zu einem Motor ist die Spannung wichtig, bei der sie erhoben wurden. Motordaten die bei 10 Volt gemessen wurden kann man nicht mit Angaben bei 7,2 Volt vergleichen: Das Verhalten des Motors bei verschieden Spannungen ist nicht 100%ig linear. Angaben die knapp beisammen liegen (z.B. 6 Volt und 7,2 Volt) lassen sich annähernd umrechnen. Also immer auf die Nennspannung achten! Unsaubere Angaben: Drehmoment 50 N*mm. Toll. Wo? Bei welcher Drehzahl? Zwei Motoren sind nie gleich. Selbst bei der gleichen Type kann es Leistungsunterschiede (produktionsbedingt) geben. Wie kann man also das Problem lösen? Indem man alle vorliegenden Daten wie Turns, Leistung, Drehzahl, Drehmoment und Wirkungsgrad vergleicht. Immer mit dem Wissen im Hinterkopf, dass speziell die mechanischen Daten verschiedener Hersteller mit Vorsicht zu genießen sind. Natürlich kann man im RC-Forum immer auf die Erfahrung von den Kollegen zurückgreifen. Timing: Was ist das? Warum? Wie hier beschrieben, muss bei einem Gleichstrommotor an einer bestimmten Stelle die Stromrichtung in den Wicklungen gewendet werden. Dazu gibt es den Kommutator. Dieser Kommutationsvorgang passiert idealer weise dann, wenn die elektrisch erzeugten Pole des Ankers exakt quer mit den Polen des Dauermagneten liegen: In dieser neutralen Zone läge der optimale Zeitpunkt zur Stromwendung. Die Sache ist aber nicht so einfach: Das magnetische Feld des Ankers erzeugt mit dem magnetischen Feld der Dauermagneten ein neues Gesamtfeld: Die neutrale Zone verschiebt sich um ein paar Grad. Das hat 2 Auswirkungen: Die Bürsten beginnen unter Umständen zu feuern (Bürstenfeuer). Der tatsächlich optimale Zeitpunkt zur Kommutierung wird verpasst, Energie unnötig verschwendet. Timing bedeutet nun, den Motorkopf (mitsamt den Bürsten) um ein paar Grad (relativ zu den Dauermagneten im Gehäuse) zu verdrehen. Damit wird versucht, den optimalen Zeitpunkt zur Stromwendung zu erreichen. Das hat zur Auswirkung, dass der Motor einen Leistungszuwachs erfährt. Allerdings leider nur nach einer Drehrichtung! Nach der anderen Drehrichtung erfährt der Motor auf Grund des Timing einen Leistungsverlust. Getimte Motoren sollten daher immer in der richtigen Drehrichtung eingesetzt werden: Klarerweise liegt der Kommutierungszeitpunkt in der anderen Drehrichtung extrem falsch! Außerdem ist Folgendes wichtig: Der optimale Zeitpunkt zur Stromwendung ist vom Betriebspunkt des Motors abhängig! Er ändert sich auf Grund des jeweiligen Ankerstroms (also auf Grund des derzeitigen Drehmoments). Timing ist also immer ein Kompromiss. Den Motor entstören: Warum? Wie? ... ist denn der Motor gestört? Nein, ganz im Gegenteil: Der Motor kann den Empfang der Funksignale stören (wenn der Motor nicht entstört wurde). Das Thema ist recht leidig: Man dreht mit seinem Auto fröhlich ein paar Runden. Man will mehr Speed und holt sich einen neuen Tuningmotor. Der neue Motor wird eingebaut und probegefahren: Nichts geht mehr. Die Lenkung zittert, Lenk- und Gasbefehle werden spät, falsch oder gar nicht umgesetzt. Was ist passiert? Die Stromwendung beim RC-Motor ist eine recht "brutale" Geschichte: Spulenströme werden mit hoher Frequenz umgedreht ... die Bürsten feuern ... es entstehen Störimpulse, die dem RC-Empfänger seinen Job schwer machen. Was also tun? Entstörkondensatoren können diese störenden Impulse unterdrücken. Zu diesem Zweck gibt es in der RC-Szene mehrere Strategien: 511 Entstoeren k Einen Kondensator mit 470nF zwischen (+) und (-) Pol löten. Je einen Kondensator mit 47nF zwischen Pol und Gehäuse löten. Bekannt ist auch: Einen Kondensator mit 47nF zwischen (+) und (-) Pol löten. Je einen Kondensator mit 10nF zwischen Pol und Gehäuse löten (siehe Grafik). Auch "Sparvarianten" werden verwendet: Je einen Kondensator mit 10nF zwischen Pol und Gehäuse löten. Sonst nichts. Jede der oben beschriebenen Methoden wird die Sache verbessern. Zum Teil wird auch in Vereinsregeln oder den Regeln von Rennserien vorgeschrieben, was mindestens vorhanden sein muss (weil man nicht nur sein eigenes Signal, sondern auch das der Kollegen stört). 511 Kondensator k Als Kondensatoren sollte man z.B. Keramik- oder Folienkondensatoren verwenden. Muss ich das machen? Nein, nicht unbedingt: Viele Tuningmotoren werden bereits "ab Werk" mit verlöteten Kondensatoren verkauft. Im Bild kann man gut die beiden blauen Kondensatoren erkennen, die bei diesem Motor bereits innen verbaut wurden. Wurden vom Hersteller keine Kondensatoren verlötet ist selber löten Pflicht (man kommt, im wahrsten Sinn des Wortes, ohnehin nicht sehr weit). Wartung: Was muss man machen? Was kann man machen? Prinzipiell sollte man den Motor von Zeit zu Zeit zerlegen und reinigen. Beim Zerlegen sollte man sich unbedingt vorher den Motorkopf genau ansehen: Wenn für das Timing eine Kunststoffnase angebracht ist, kann man den Motor später nicht mehr falsch zusammenbauen. Falls diese Nase fehlt, sollte man sich die Position des Motorkopfes zum Gehäuse unbedingt markieren!!! 511 Buersten k Bürsten: Irgendwann wird man beim Brushed-Motor die "Brushes" also die Bürsten (= Kohlen) wechseln müssen. Man merkt bei abgefahrenen Bürsten einen sehr deutlichen Leistungsverlust. Ganz am "Ende der Kohlen" muss man dem Auto einen deutlichen Schubs geben um überhaupt wieder fahren zu können. So weit sollte man es aber nicht kommen lassen. Im Bild sieht man links abgefahrene Bürsten und rechts, im Vergleich dazu, neue Bürsten. Als ganz groben Richtwert kann man annehmen, dass ein 17-Winder etwa nach 20 Akkus neue Kohlen braucht. Klarerweise ist diese Angabe u.a. von Fahrweise, Auto, Akku etc. abhängig!!! 511 Drehbank01 k Vorsicht beim Nachkauf der Kohlen, es gibt verschiedene Bauformen: Standup (als Standard, 4mm breit, 5mm hoch) Laydown (5mm breit, 4mm hoch) runde, zylinderförmige Kohlen Kollektor, Kommutator: Die Bürsten hinterlassen am Kollektor Riffen, außerdem sorgt Bürstenfeuer für Beschädigungen an der Kollektoroberfläche. Man muss daher regelmäßig den Kollektor "säubern". Das geht allerdings nicht mit Putzmittel sondern passiert auf einer Kollektordrehbank (Bilder von windstar zur Verfügung gestellt): Dazu wird der Motor auf der Drehbank eingespannt und in Drehung versetzt. Ein Drehmeißel (auch "Messer" genannt) nimmt dabei oberflächlich vom Kollektor Material ab. Der Kollektor wird damit im Durchmesser kleiner und wieder sauber und rund. Von Experimenten mit Bohrmaschinen und Schmirgelpapier ist abzuraten, der Kollektor wird damit zwar sauber, wird aber zunehmend unrund ... 511 Drehbank02 k Falls man selber keine Möglichkeit zum Abdrehen hat, gibt es viele Händler, die das Abdrehen als Service anbieten. Lager: Die Lager sollten bei dieser Gelegenheit gereinigt und geölt werden. Einlaufen lassen: Nachdem man Kohlen und/oder Kollektor getauscht bzw. abgedreht hat, sollte man den Motor nicht sofort mit Vollgas belasten. Es dauert eine Zeit, bis sich die Kohlen dem Kollektor anpassen. Dazu z.B. den Motor ein paar Minuten bei "Halbgas" laufen lassen. Manche RCler lassen die Motoren unter Wasser (bzw. in einem Wasserglas) einlaufen: Das hat den Sinn, dass unter Wasser das Bürstenfeuer unterdrückt wird und sich die Kohlen schneller an den Kollektor anpassen. Gute Tuningmotoren für den Einstieg - Kaufempfehlungen Wichtig: Eine Liste von gängigen Motoren (und deren Leistungsdaten) findest Du hier im RC-Forum. Prinzipiell gibt es für den (Tuning-)Einstieg 2 Möglichkeiten: Billiger, nicht zerlegbarer Tuning-Motor. Wie beispielsweise die Carson-Motoren CE-4-Machine, FighterMachine oder CupMachine. Speziell die genannten Typen kosten je nach Händler zwischen 5 und 7 Euro. Zerlegbar sind sie nicht, sobald der Motor "aufgebraucht" ist, kauft man einfach den nächsten nach. Fertig. Die o.g. Carson-Motoren sind ab Werk entstört, Kabel sind dran. Die Motoren sind neutral getimt. Teurer, zerlegbarer Tuning-Motor. Hier gibts für den "sanften" Einstieg eine Reihe preiswerter, hochwertiger Motoren. Prinzipiell kann man mit LRP, GM (bzw. Graupner), Kyosho oder Tamiya-Motoren (qualitativ) nichts falsch machen. Auf folgende "Fallen" sollte man achten, wenn man im Hobby neu ist: Manche Hersteller liefern ihre Motoren gerne ohne Kabel aus. Man muss evtl. selber löten! Manche Hersteller legen den Motoren die Kondensatoren (zur Entstörung) seperat bei. Man muss evtl. (wieder) selber löten! Leistungsangaben von verschiedenen Herstellern lassen sich nicht unbedingt vergleichen. In der Euphorie neigen viele Newcomer dazu, von der Silberbüchse direkt auf einen Motor mit 5 Turns zu wechseln. Und wundern sich anschließend, dass nach 3 Akkus die Bürsten futsch sind und der Kollektor streikt ... Bitte den Wartungsaufwand bei niedrigen Turnzahlen nicht unterschätzen!!! Ein guter Motor hat auch seinen Preis. Wer also einen Motor mit 12 Turns um 10 Euro kauft, kann davon ausgehen, dass er einen Haufen Probleme gratis dazu kriegt!!! Konkret: Der Tamiya SuperStockTZ ist (... für einen 23iger ...) ein kleines Leistungswunder, der einen brustschwachen 17er jederzeit schlagen kann. Der SuperStockTZ ist ab Werk (fix) getimt, entstört und auch die Kabel sind dran. Einziger Wermutstropfen sind die Gleitlager. Zu empfehlen ist auch der kugelgelagerte GM GP (GrandPrix) 17x2. Ebenfalls (fix) getimt, entstört, allerdings OHNE Kabel. Beliebt ist auch der GM Racing Pinnacle Brillant 27x1. Wegen seines brachialen Drehmomentes. Fix getimt. Kugelgelagert. Entstört. Wieder ohne Kabel. Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Speziell LRP hat viele gute Motoren im Programm, allerdings ist LRP auch ein Hersteller, der bei bestimmten Motortypen die Kunden auch gerne mal die Kondensatoren selber löten lässt. Auf der Homepage von LRP findet man (versteckt) relativ konkrete Hinweise, in welchem "Zustand" man seinen Motor bekommen wird. Wer also löten kann, ist z.B. mit dem LRP-HPI 17T Challenge gut bedient: Kugelgelagert, fix getimt. Kondensatoren und Kabel müssen selbst angebracht werden